Generationsprojekt Rowles Farm:
Zukunft zwischen Ackerbau und Weinberg.
Gemeinsam mit den Zwillingen Tom und Will blickt Schwester Georgie über ihren Weinberg. 6,5 Hektar bieten Platz für 30.000 Rebstöcke. Seyval Blanc, Pinot Noir und Bacchus heißen die hier angepflanzten Rebsorten. Blumige Namen, die den Betrieb der Familie Carlisle in eine ebenso rosige Zukunft führen sollen. Und die aufzeigen, wie sich ein landwirtschaftlicher Betrieb über Generationen entwickeln kann – ohne dabei zu vergessen, wo die Wurzeln des Erfolgs liegen.
Die Geschwister Carlisle sind Teil eines landwirtschaftlichen Familienbetriebs, der seit 1969 geführt wird: die Rowles Farm in West Ilsey, einem Dorf in der südenglischen Grafschaft Berkshire. Vater Peter, heute „Hofältester“, hat den Betrieb gemeinsam mit seinem Bruder David von seinem Großvater übernommen. Die Familie bewirtschaftet insgesamt mehr als 1.000 Hektar Land, ein Großteil davon als Eigentümerin, einen weiteren Teil unter Vertrag. Im Gegensatz zu anderen Landwirten, deren Kinder kein Interesse an der Landwirtschaft haben, wissen Peter und Mutter Sandra bereits, dass ihr Nachwuchs den Hof in dritter Generation übernehmen will und deshalb bereit ist, die Zukunft des Betriebs mit ungewöhnlichen Impulsen zu bereichern.
Uns ist es wichtig, auch den jüngeren Familienmitgliedern eine langfristige Perspektive auf dem Hof zu geben.
Weinberg führt in eine neue Ära
Durch die zunehmende Erwärmung des britischen Klimas entstand die Idee, einen Weinberg in den sanften Hügeln von Berkshire anzulegen. Der feuchtigkeitsspeichernde leichte Lehmboden besitzt eine ähnliche Struktur wie in der Weinbauregion Champagne in Südfrankreich. Ein Ansatz, der aber auch aus einer rationalen Erkenntnis wuchs: „Wir wussten, dass wir uns diversifizieren mussten, wenn der Hof uns alle ernähren sollte“, stellt Georgie fest. Die Familie hatte vor fünf Jahren die Möglichkeit, den Hof zu erwerben, nachdem sie ihn bereits seit zwei Generationen bewirtschaftet hatte. Die Kombination aus den damit verbundenen Kosten sowie steigenden Futter-, Kraftstoff- und Düngemittelkosten und geringeren Gewinnspannen machten es unumgänglich, nach anderen Einkommensquellen zu suchen. „Uns ist es wichtig, auch den jüngeren Familienmitgliedern eine langfristige Perspektive auf dem Hof zu geben“, blickt sie nach vorne. Sie selber hatte sich für einen anderen beruflichen Lebensweg entschieden, bevor sie auf den Hof zurückkehrte – sieben Jahre arbeitete sie in London und Singapur für ein Luxusreiseunternehmen. „Es bestand aber nie ein Zweifel daran, dass wir alle irgendwann zurückkommen wollten“, sagt Georgie. Wichtig sei eine vertraute Zusammenarbeit, ergänzt Bruder Tom: „Wir denken wohl alle, dass wir gut sind. Ein wirklich gutes Team. Jeder macht ein bisschen von allem, das ist unser Motto – und es funktioniert!“
Ackerbau als festes Standbein
„Der Ansatz der gemischten Landwirtschaft mit Schafen, Kühen und Ackerbau ist aber auch heute noch die Grundlage für unseren Erfolg. Nur mit weniger Personal und Maschinen“, stellt Tom klar, der Landwirtschaft an der Universität Aberystwyth studierte. Während sein Zwillingsbruder Will nach seinem Abschluss an der Universität Newcastle 2015 direkt auf den Hof zurückkehrte, absolvierte Tom noch ein Praktikumsjahr in Hawkes Bay, Neuseeland, auf einem großen gemischten landwirtschaftlichen Betrieb. Die Rowles Farm verfügt über rund 970 Hektar Ackerland im Eigenbesitz und unter Pacht. Winterweizen, dazu Winter- und Sommerbraugerste sowie Winterraps bringen hohe Erträge ein. Außerdem stehen auf einer Dauerweide 280 Mutterschafe, hauptsächlich North Country Mules, deren Lämmer bis zu einem Durchschnittsgewicht von 38 bis 45 Kilogramm aufgezogen und dann verkauft werden. Darüber hinaus werden im Herbst 300 Lämmer von Mutterschafen gekauft, die den Betrieb im folgenden Jahr verlassen. Zusätzlich veredelt der Betrieb durchschnittlich 20 Fleischrinder pro Jahr, eine Mischung aus kontinentalen Kreuzungen, die über die Viehmärkte in West Country bezogen werden.
Bei aller Tradition sehen die Geschwister es als großes Glück an, dass ihr Vater sehr geschäftsorientiert in seiner Herangehensweise ist. Als die Idee des Weinbergs entstand, verlangte er von seinen Kindern einen durchdachten Geschäftsplan, als Grundlage für eine Diversifizierung des Betriebs. Sechs Jahre planten und recherchierten sie, ließen sich beraten und installierten Wetterstationen, um einen besonders geeigneten Standort für die Rebstöcke zu finden. Langfristig hofft die Familie, dass die Einnahmen aus dem Weinanbau einen großen Teil des Einkommens ausmachen könnten. Nur eine Stunde von London entfernt und mitten in einem naturbelassenen Gebiet, mit dem Ridgeway National Trial ganz in der Nähe, etablierten die Carlisle das Weingut außerdem als idyllisches Reiseziel. Mutter Sandra hält acht Ferienhäuser auf dem Hof instand und vermietet sie, außerdem wurde eine alte Scheune zu einem Bauernhaus und einem Raum für Veranstaltungen ausgebaut. Peter Carlisle zeigt sich entsprechend entspannt, wenn man ihn nach der Zukunft fragt: „Gut läuft’s, ich bin mehr als glücklich, die Farm an meine Kinder weiterzugeben! Irgendwann muss ich nur noch mit den Fingern schnipsen und kann aufhören. Ohne große Übergabe läuft der Betrieb dann weiter. Ich kann dann einfach andere Dinge tun.“
Die Anforderungen des Weinbergs könnten in Zukunft weitere Anpassungen im System erfordern, räumt die Familie ein, aber alle Änderungen werden sich positiv auswirken und den Betrieb in eine neue Ära führen, ist sich Vater Peter sicher: „Unsere Tochter Georgina und die Zwillinge haben großartige Partner an ihrer Seite. Das ist viel wert. Ich hoffe, dass sie alle ihr Leben auf dem Hof genießen. Das Wichtigste ist, dass sich alle amüsieren und eine gute Zeit haben.“
#ThinkingInGenerations – Rowles Farm
KWS Background
#ThinkingInGenerations
Großeltern, Eltern, Kinder – alle unter einem Dach. Das Leben und Arbeiten in einem landwirtschaftlichen Betrieb ist meist vom familiären Zusammenhalt und von über Jahrzehnte gewachsenen Traditionen geprägt. Und vom Wandel der Zeit. Um den landwirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, denken Landwirte nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Ein kontinuierlicher, erfolgreicher Weg, der KWS mit den Landwirten verbindet. Mit der im Jahr 2022 gestarteten Kampagne #ThinkingInGenerations wirft KWS einen Blick hinter die Kulissen von landwirtschaftlichen „Mehrgenerationenprojekten“ und zeigt Menschen, die mit Herzblut und Leidenschaft für eine Landwirtschaft mit Zukunft kämpfen. Jung und Alt – gemeinsam voran.