Einstieg

Zukunft säen: für Generationen von Landwirten.

„Wir können einen klaren Beitrag zu einer ökologischeren Landwirtschaft leisten.“

Erst die Pandemie, dann der Ukraine-Krieg und über allem steht der fortschreitende Klimawandel: Aktuelle Ereignisse mit Auswirkungen auf das Welternährungssystem, das durch steigende Lebensmittelpreise und Nahrungsengpässe unter Druck gerät, lassen den Agrarsektor mehr denn je in den Fokus rücken. Wie KWS sich auf die Zukunft der Landwirtschaft einstellt und mit einer weitsichtigen Strategie die Landwirte der Gegenwart und die der nächsten Generation unterstützt, erklären KWS Vorstandssprecher Hagen Duenbostel und sein Nachfolger Felix Büchting.

Die UNO schätzt, dass die Weltbevölkerung bis 2050 rund 10 Milliarden Menschen erreichen wird. Ein erheblicher Anstieg der weltweiten Nahrungsmittelproduktion ist auf Basis dieser Prognosen auch ohne zusätzlich eintretende Krisen erforderlich. Auf die Landwirte – insbesondere die der nachfolgenden Generationen – warten große Herausforderungen, die im Wandel der Zeit zu meistern sind. In welcher Rolle sehen Sie KWS, um den Landwirten unterstützend zur Seite zu stehen?

Duenbostel Die Landwirtinnen und Landwirte von heute und morgen werden mit den Herausforderungen nicht alleine gelassen. Auch wir sind uns der großen Verantwortung bewusst, die Ernährung von Menschen sicherzustellen. Das ist eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam mit allen an der Wertschöpfungskette beteiligten Protagonisten schaffen können. Wir verstehen uns dabei als Partner der Landwirte und möchten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Landwirtschaft und die nachfolgenden Generationen an Landwirten trotz sich verändernder Parameter sicher für die Zukunft aufzustellen. Mit unseren innovativen Technologien, digitalen Services und einer zielgerichteten Pflanzenzüchtung bieten wir bereits heute Antworten auf die aktuellen Probleme. Eine krisensichere, resiliente Land- und Ernährungswirtschaft, die Mensch, Tier und Umwelt langfristig schützt, ist nicht irgendwann möglich – sondern erlebte Realität.

Welche Bedeutung messen Sie innerhalb dieser Wertschöpfungskette dem Saatgut bei?

Büchting Jedes Saatkorn, das gesät wird, ist Hightech in seiner filigransten Ausprägung. Bis eine Sorte gezüchtet, marktreif entwickelt und vertrieben wird, vergehen viele Jahre. Den Moment, in dem die Landwirte ihr Feld mit diesem Saatgut bestellen, werten wir als einen des absoluten Vertrauens. Steckt die Saat im Boden, kann der Landwirt die Entscheidung nicht mehr revidieren. Unser Produkt ist ein werttreibender Produktionsfaktor, der über Ertrag und wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes mitbestimmt. Um diesem Vertrauen gerecht zu werden, heißt es für uns, nicht stillzustehen: Mit 286 Millionen Euro haben wir im vergangenen Geschäftsjahr einen signifikanten Anteil unseres Umsatzes der Forschung und Entwicklung gewidmet. Unser Angebot wird in Zukunft stärker über die Produktion von Saatgut hinausgehen, wir stellen Landwirte und ihre Betriebe ganzheitlicher in den Vordergrund, mit einem aufeinander abgestimmten Produkt- und Leistungspaket aus Saatgut, Service und Beratung.

Als Saatgutlieferant sind wir die engen Begleiter für Generationen von Landwirten. Es ist ihr Boden, ihre Entscheidung. Es ist unsere Sorte, unsere Leistung.

Die Landwirtschaft hat innerhalb der Gesellschaft einen schweren Stand – Bürgerinnen und Bürger sehen kritischer hin, die Akzeptanz konventionell hergestellter Lebensmittel nimmt ab, die Politik verschärft die Vorgaben, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Landwirte werden unattraktiver. Wie wichtig ist es, auch junge Menschen davon zu überzeugen, dass der Beruf des Landwirts Zukunft hat?

Duenbostel Wir stecken mitten in einer Transformation, die mehrere Dekaden andauern wird. Die Landwirtschaft ist eine absolute Zukunfts- und Technologiebranche – in ihr finden sich vielfältige Berufsbilder für junge Menschen wieder. Die Lust und Begeisterung, Landwirtschaft aktiv zu betreiben, ist entsprechend vorhanden – das bestätigen unsere Gespräche mit Landwirten. Sie sind modern aufgestellt und leisten einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen, zukunftsorientierten Landwirtschaft. Wir können uns aber auf dem bereits Geleisteten nicht ausruhen – so ist heute einer von zehn Betriebsleitern in der EU unter 40 Jahre alt, die Mehrheit der Betriebe wird von Landwirten geführt, die 55 Jahre und älter sind. In anderen Teilen der Erde sehen die Zahlen ähnlich aus. Wir brauchen in allen Wertschöpfungsstufen auch die Macherinnen und Macher von morgen, die die Fähigkeit haben, sich an die verändernden gesellschaftlichen, klimatischen wie politischen Rahmenbedingungen anzupassen. Voraussetzung dafür ist, dass Botschaften und Regularien rechtzeitig und verbindlich festgelegt werden.

Büchting Ob Landwirt, Züchterin oder Maschinenbauer – wir setzen voll auf die jungen Kräfte der nächsten Generation, die die Transformationen in der Landwirtschaft vorantreiben, in all ihrer Komplexität. Daraus ergibt sich auch ein höchst anspruchsvolles Berufsbild. Wir müssen offen für neue Technologien bleiben sowie ein gemeinsames Verständnis dafür bekommen, was eine nachhaltige landwirtschaftliche Betriebsführung ausmacht – und dafür brauchen wir junge, gut ausgebildete Menschen, denen die Landwirtschaft eine auch finanziell gesehen attraktive Perspektive bietet, damit sie sich mit ihren Familien entscheiden, einen Betrieb zu führen.

Die Transformation zu einer diversen, nachhaltigen Landwirtschaft ist unumgänglich – ist KWS auch in dieser Hinsicht vorbereitet?

Duenbostel Wir sind nicht nur vorbereitet, dieser Anspruch liegt seit jeher in unserer DNA und wird von KWS mit Leben gefüllt. Zu einem großen Teil ist es die Basis unseres Geschäftsmodells und unsere Kernkompetenz. KWS steht für Diversität, die wir durch komplexere Fruchtfolgen schaffen – das ist das Kernelement einer nachhaltigen Landwirtschaft. Wir denken aus der Sicht der Landwirte in Farm-Lifetime-Values, nicht das kurzfristige Geschäft steht im Vordergrund. Es geht vielmehr um die Frage, wie wir gemeinsam unsere Ressourcen sinnvoll einsetzen und optimieren, um langfristig die Produktivität des Betriebs und die Qualität des Bodens zu erhalten. Auf diese Weise erreichen wir über Generation hinaus Ertragsstabilität und Ertragsfortschritt.

Wir brauchen in allen Wertschöpfungsstufen auch die Macherinnen und Macher von morgen.

Büchting Dieser auf Langfristigkeit basierende Ansatz hat zudem einen nachhaltigen Vorsprung. Mit globalen CO₂-Emissionen in Höhe von 3,2 Mrd. Tonnen* ist der Ackerbau einer der größten Emittenten von Treibhausgasen. Weltweit wird auf einer Fläche von ca. 1 Milliarde Hektar Ackerbau betrieben. Grob rechnen wir, dass KWS Sorten auf ca. 1 Prozent der weltweiten Anbaufläche zum Einsatz kommen. In der Annahme, dass wir mit unserer Züchtung einen jährlichen Züchtungsfortschritt von ca. 1 Prozent ermöglichen, entspricht dies einer Reduktion der global benötigten Anbaufläche von ca. 100.000 Hektar. Berechnet man dies auf die Treibhausgasemissionen des Ackerbaus, können wir davon ausgehen, dass der Ertragsfortschritt von KWS Sorten allein eine Einsparung von etwa 320.000 Tonnen CO₂ pro Jahr ermöglicht.

Jetzt haben wir viel über die Zukunft der Landwirtschaft und der nachfolgenden Generationen gesprochen. Aber auch KWS stellt auf der Führungsebene die Weichen auf Zukunft …

Duenbostel Personell stellen wir uns konsequent und mit Weitblick auf kommende Aufgaben ein. Kontinuität, Familienprägung und Expertise stehen bei der Aufstellung von Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens im Fokus. Im Rahmen des planmäßigen Generationenwechsels wird Andreas Büchting zur Hauptversammlung Ende 2022 seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der KWS turnusmäßig niederlegen und aus dem Aufsichtsrat ausscheiden. Er hat als Mitglied der Gründerfamilie den Vorstand der KWS über 30 Jahre geführt und anschließend weitere 15 Jahre als Vorsitzender des Aufsichtsrates die Ausrichtung des Unternehmens geprägt. Es ist vorgesehen, dass ich diese Funktion in seiner Nachfolge zum 1. Januar 2025 übernehme. In meine Rolle des Vorstandssprechers wird Felix Büchting folgen.

* Climate Watch, the World Resource Institute (2020)

Herr Büchting, mit welcher Einstellung gehen Sie Ihre neue Rolle an – und welche Ziele setzen Sie sich?

Büchting KWS ist insgesamt sehr gut aufgestellt. Ich bin voller Überzeugung, dass wir zusammen richtig viel erreichen können. Wir stehen als Unternehmen mit unseren Produkten und unseren Innovationen am Anfang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette und können daher einen klaren Beitrag zu einer ökologischeren Landwirtschaft leisten. Dafür müssen wir weiterhin Entwicklungen früh erkennen und unsere Züchtung entsprechend ausrichten, da wir langfristig denken und handeln. Die Landwirtschaft ist eine Zukunftsbranche und wir schätzen uns glücklich, ein Teil davon zu sein.

KWS Background

Generationswechsel bei KWS

  • Der Aufsichtsratsvorsitzende der KWS SAAT SE & Co. KGaA, Andreas J. Büchting, wird seine Mandate mit Ablauf der Wahlperiode im Dezember 2022 planmäßig beenden.
  • Als sein Nachfolger ab 2025 soll der jetzige Vorstandssprecher Hagen Duenbostel der Hauptversammlung vorgeschlagen werden. Er wird daher Ende 2022 die übliche zweijährige Cooling-off-Periode antreten.
  • Der ehemalige Vorstandssprecher Philip von dem Bussche übernimmt interimistisch den Aufsichtsratsvorsitz bis Ende 2024.
  • Felix Büchting wird Hagen Duenbostel in der Rolle des Vorstandssprechers folgen.


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