Einstieg

Im Gespräch mit Vorstandssprecher Hagen Duenbostel

„Als Familienunternehmen denken wir in Generationen, also nachhaltig und auf die Zukunft ausgerichtet.“

Die weltweite Landwirtschaft verändert sich und sucht nach Lösungen. Welche Antworten bietet KWS? Im Interview gibt Vorstandssprecher Dr. Hagen Duenbostel einen Überblick über den Status quo – und wirft einen Blick in die Zukunft.

Die Landwirtschaft ist im Umbruch – worin sehen Sie die größten Herausforderungen, auch für die KWS?

Die Agrarbranche ist komplex, zudem findet die Entwicklung von Saatgut weltweit unter vielfältigen Rahmenbedingungen statt. Der globale Klimawandel, weniger Pro-Kopf-Anbauflächen sowie begrenzte Ressourcen bei wachsender Weltbevölkerung und dem damit einhergehenden Nahrungsbedarf fordern die Landwirtschaft in jedem Fall heraus.

Die Liste ist lang, alle Themen sind wichtig und hängen miteinander zusammen. Wo setzt KWS an?

Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels zu geben, bleibt eine unserer zentralen Aufgaben. Während der Corona-Pandemie schienen Themen rund um den Klimaschutz etwas aus dem Fokus geraten zu sein, die KWS hat in der Zeit aber nicht nach- gelassen, an zukunftsweisenden Lösungen und Wegen zu arbeiten. Mit dem „Green Deal“ der Europäischen Union und der „Farm-to-Fork“-Strategie liegt eine Roadmap vor, deren Umsetzung die gesamte Branche, auch über die europäischen Grenzen hinaus, vor wichtige Aufgaben stellt. KWS wird weiter einen weltweiten Beitrag zur Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln, Reduktion der Treibhausgas-Emission sowie Förderung des ökologischen Anbaus und der Biodiversität leisten. Seit Jahren stehen wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes im Fokus unseres Schaffens.

KWS wird weiterhin einen weltweiten Beitrag zur Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln leisten.

Die Formel klingt einfach: mehr mit weniger zu erzeugen. Wie sieht der nachhaltige Lösungsansatz der KWS aus?

Die Kernaussage „Nachhaltigkeit beginnt beim Saatgut“ ist für uns maßgebend. Aufgrund ihrer initialen Rolle kommt der Pflanzenzüchtung eine wichtige Verantwortung zu – sie ist innerhalb der Landwirtschaft eine Schlüsseltechnologie und muss zwingend ein Teil der Lösung sein. Wir sehen uns in der Pflicht und nehmen die Verantwortung an. Die Sicherung und Steigerung von Ertrag durch ideal angepasste Sorten auf gleicher Fläche sowie die Verringerung des Einsatzes von Ressourcen wie Pflanzenschutzmittel und Dünger durch beständigen Züchtungsfortschritt sehen wir als eine unserer Kernaufgaben und tägliche Motivation an. Unsere Produkte und Lösungen sollen unter anderem zum übergeordneten Ziel beitragen, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in Europa bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Hier kann die Pflanzenzüchtung einen konkreten Beitrag zur Erreichung der gesellschaftlichen Vorgaben leisten.

Ist Innovation dabei der Schlüssel zum Erfolg?

Der Bedarf an innovativer Technologie in der Pflanzenzüchtung steigt weiter an, mit 252 Millionen Euro haben wir im vergangenem Geschäftsjahr einen signifikanten Anteil unseres Umsatzes der Forschung und Entwicklung gewidmet. Wir sehen dies als eine Investition in künftiges Wachstum unseres Unternehmens – und als unseren Beitrag, ökologische Ziele zu erreichen sowie den Nahrungsbedarf von zehn Milliarden Menschen bis ins Jahr 2050 zu decken.

Wie sehr können dabei rechtliche Barrieren Züchtungsfortschritte ausbremsen?

Die regulatorischen Maßnahmen und die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen machen die Situation komplexer. Regulative Einschränkungen im Bereich Agrarchemie nehmen zu, gleichzeitig ist der Einsatz neuer Züchtungsmethoden insbesondere in Europa faktisch nicht möglich. Die gesetzlichen Anforderungen steigen aber nicht nur – sie sind weltweit auch noch unterschiedlich. Wir passen unsere Strategien den gegebenen Umständen an, den Einsatz moderner Züchtungsverfahren sowie den fairen Zugang zu innovativen Technologien und Produkten halten wir aber für unerlässlich.

Wir passen unsere Strategie den gegebenen Umständen an, den Einsatz moderner Züchtungsverfahren halten wir aber für unerlässlich.

Wie sehr spielt in diesem Zusammenhang auch die gesellschaftliche Akzeptanz eine Rolle?

Die Bürger sehen kritischer hin, stellen höhere Ansprüche an ihre Ernährung, ökologischer Anbau gewinnt an Bedeutung, die Akzeptanz konventionell hergestellter Lebensmittel nimmt dagegen ab. Insgesamt wird die Landwirtschaft dabei aber zu sehr als Problemverursacher angesehen statt als Teil der Lösung. Mit nachhaltiger, transparenter Arbeit und einer offenen Kommunikation wollen wir dazu beitragen, die Landwirtschaft in der öffentlichen Meinungsbildung zu stärken. Letztendlich geht es auch darum, wieder mehr aufeinander zuzugehen, um die Bedürfnisse der jeweils anderen Seite besser zu verstehen.

Bis eine Sorte gezüchtet, marktreif entwickelt und vertrieben wird, vergehen viele Jahre. Geduldig bleiben und vorausschauendes Denken gehören per se zum Geschäftsmodell von KWS. Inwieweit spiegelt sich das in der unternehmerischen Strategieplanung wider?

Unsere strategische Planung ist die Basis für die Weiterentwicklung der KWS Gruppe. Die Planung wird regelmäßig rollierend durchgeführt und basiert auf einer langfristigen Sichtweise. Als strategische Erfolgsfaktoren betrachten wir wie bereits dargestellt unsere intensive Forschungsarbeit und die Züchtung neuer, ertragsstarker Sorten sowie den kontinuierlichen Ausbau unserer globalen Präsenz, um unser Know-­how in den regionalen Märkten mit ihren jeweiligen klimatischen Besonderheiten weiter zu stärken.

Können Sie konkrete Maßnahmen nennen?

Wir fokussieren uns weiter auf das Saatgutgeschäft und den Ausbau eines diversifizierten Portfolios. Durch unsere starke Innovationskraft sehen wir uns gut aufgestellt, sowohl bei kleineren als auch bei großen Kulturpflanzenarten. Zu unserer Strategie der kontinuierlichen Weiterentwicklung gehört auch der Einstieg in das Gemüsesaatgutgeschäft als neuer Wachstumstreiber. Zudem möchten wir unser Know-how der digitalen Technologien weiter ausbauen. Unter dem Aspekt von Smart Farming setzen wir auf innovative Tools, die unsere Landwirte durch genaue Steuerung und Monitoring dabei unterstützen, Erträge auf möglichst umweltschonende Weise zu steigern. Langfristig denken, nachhaltig handeln – so lautet auch hier das Erfolgsrezept.

KWS Background

Nachhaltigkeit steckt in unserer DNA.

Nicht nur reden, auch handeln: Wir haben konkrete nachhaltige Ziele vereinbart, die wir bis ins Jahr 2030 umsetzen werden.