Zu Besuch bei Marcu Răzvan
Gemeinsamer Kampf gegen die Dürre: Vor Ort der Trockenheit an die Wurzel gehen.
Durch den Klimawandel bedingte Ernteausfälle entwickeln sich zu einem der drängendsten Themen für Landwirte. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bezeichnet die Jahre von 2015 bis 2019 als die heißeste Fünfjahresperiode seit Beginn der Messungen vor rund 150 Jahren – und zwar weltweit. KWS forscht intensiv zum Thema Trockenstress bei Pflanzen und unterstützt damit Landwirte in besonders hitzegeplagten Märkten.
George Musat arbeitet auf der KWS Zuchtstation wenige Kilometer von der rumänischen Kleinstadt Alexandria entfernt. Er befasst sich seit Jahren mit Mais-Hybriden, die eine höhere Toleranz gegenüber Trockenheit aufweisen. Speziell in Südosteuropa züchtet und testet KWS intensiv Maissorten, die gut an die häufig auftretenden Dürreperioden und die Herausforderungen in den verschiedenen Wachstumsphasen angepasst sind. „Zusätzlich berücksichtigen wir in der Züchtung Trockentoleranz-relevante Merkmale, die zur Sortenstabilität beitragen“, erklärt Musat. Seine Arbeit und die seiner Züchterkollegen zielt darauf ab, eine optimale Balance zwischen Ertragskonstanz und Trockentoleranz zu erreichen.
Hitze und Temperaturschwankungen sind für einen Verlust von 20 bis 30 Prozent unserer jährlichen Gesamtproduktion verantwortlich.
Die Forschung an zum Beispiel trockentoleranten Körnermaissorten kommt Landwirten wie Marcu Răzvan zugute. Neben Mais wachsen auf seinem 970 Hektar großen Land in Crângu, rund zwei Autostunden von Bukarest entfernt, auch Weizen, Sonnenblumen, Raps und Gerste. „Grundsätzlich sind die Böden in der Region hervorragend für den Ackerbau geeignet“, sagt er, „ihr Lehmanteil ist hoch, die Erträge könnten es ebenfalls sein.“ Könnten. Allerdings kämpft er auf seinen Maisfeldern seit Jahren immer wieder mit extremen Dürrephasen. In der Erntezeit zeugen die hellgelben Blätter, die Kornausbildung an den Kolben und die knöcheltiefen Furchen im Boden von monatelanger Trockenheit.
„Ich liebe die Ernte“, sagt der studierte Agraringenieur. „Jahr für Jahr das Resultat meiner Arbeit zu sehen, ist für mich einfach das Allergrößte.“ Umso tiefer ziehen sich Sorgenfalten auf seiner Stirn, denkt er an den klimatischen Wandel, vor dem er und seine Pflanzen stehen. Seit einigen Jahren gibt es im Frühjahr und Sommer phasenweise über Wochen keinen Regen. Entsprechend sind die Pflanzen zwar hochgewachsen, viele Früchte sind jedoch nicht ausreichend entwickelt. Eine großflächige Beregnung ist für den Landwirt technisch unmöglich. Und unbezahlbar. Neben der Trockenheit denkt Marcu Răzvan zudem an die erheblichen Temperaturschwankungen, die in der Region vorherrschen: „Wir haben hier Unterschiede bis zu 20 Grad innerhalb eines Tages. Hinzu kommen die viel zu kalten Nächte. Das überfordert die Pflanzen! Ich kann im Feld förmlich spüren, dass sich das Korn nicht richtig entwickelt.“
KWS Background
Dreifach-Kontrolle statt Trockenstress!
Unter dem Label „ClimaControl3“ bietet KWS innovative, trockentolerante Körnermaissorten an, die einem speziell ausgerichteten Forschungs- und Zuchtprogramm entstammen. Besondere Zielmärkte: hitzegeplagte Länder in Südosteuropa wie Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Serbien und Montenegro. Die Zahl „3“ im Namen steht dafür, dass der Trockenstress für die Pflanzen ganz unterschiedliche Folgen haben kann – je nachdem, zu welchem Zeitpunkt des Wachstums er auftritt: vor, während oder nach der Blüte. In jeder dieser drei Phasen besitzt die Maispflanze ganz spezielle Eigenschaften, um den Schaden bei Trockenheit zu mindern – ClimaControl3 unterstützt die Pflanze in allen Phasen, um besser mit Trockenstress zurechtzukommen.
Verbesserte Trockentoleranz bei Mais
Ein Lichtblick: Nachhaltige Pflanzenzüchtung
Anlass zur Hoffnung bietet die moderne Pflanzenzüchtung: KWS Züchter George Musat erklärt die methodischen Grundzüge, um Sorten mit hoher Toleranz gegenüber Trockenheit zu züchten: „Im Allgemeinen versuchen wir diejenigen Elternformen zu identifizieren, die die beste Dürreverträglichkeit aufweisen, sodass wir durch ihre Kreuzung Hybriden erhalten, die bereits tolerant sind.“ Die Forscher testen im Anschluss die Produktivität der jeweiligen Hybride und ihre Stabilität unter der Belastung von Hitze- und Wasserstress, wie sie in einem Land wie Rumänien vorherrschen. Aber könnten auch andere Länder und Regionen von den Züchtungen aus Rumänien profitieren? „Ja“, unterstreicht Musat. „Sie können in der Regel in einem anderen von Dürre betroffenen Gebiet angebaut werden. Um die Produktionskapazität und die Stabilität der Hybriden im neuen Gebiet abzuschätzen, benötigen wir aber Ergebnisse von möglichst vielen Testpunkten, bevor wir sie in den Handel bringen können.“
Wir hoffen sehr, dass es den Pflanzenzüchtern gelingt, die Toleranz gegenüber extremen Schwankungen von Hitze und Kälte und gegenüber Dürre und Krankheiten zu verbessern.
Landwirt Marcu Răzvan hat bereits positive Erfahrungen mit Saatgut von KWS gemacht: Moderne Sorten verhindern, dass die Befruchtung auf seinem Feld verzögert wird, und ermöglichen so eine optimale Kolbenausbildung. Sie bringen Maispflanzen hervor, die besser mit Trockenstress zurechtkommen und dabei helfen, Ernteausfälle um bis zu 30 Prozent zu minimieren. Für Răzvan ist die Weiterentwicklung ein Schritt in eine sicherere Zukunft. Seine Leidenschaft für die Landwirtschaft bleibt in jedem Fall ungebrochen.