Eine Schatzkammer
der züchterischen Arbeit.
Um leistungsstarke Sorten für die Landwirtschaft zu entwickeln, suchen Züchter gezielt nach Pflanzen mit wünschenswerten Eigenschaften, um diese miteinander zu kreuzen. Das hochwertige Saatgut für diese Züchtungsarbeit wird in sogenannten Elitepeichern aufbereitet und sicher aufbewahrt. Am Unternehmenssitz in Einbeck befindet sich seit Kurzem die größte und modernste KWS Anlage dieser Art. Sie erweitert die Kapazitäten für Rüben-, Öl- und Zwischenfruchtsaatgut erheblich – und schafft damit mehr Platz für Vielfalt.
Mit dem kontinuierlichen Wachstum von KWS sind auch die Mengen an Saatgut gestiegen, die für die Züchtung neuer Sorten benötigt werden. So treten neben allgemeinen Zuchtprogrammen zunehmend solche in den Fokus, die auf spezielle Eigenschaften, wie etwa Trockentoleranz oder Resistenzen, ausgerichtet sind. 2022 hat KWS deshalb damit begonnen, einen neuen Elitespeicher am Standort Einbeck zu errichten. Auf einer Grundfläche von 13.000 Quadratmetern verfügt der Neubau über deutlich mehr Lagerraum als sein Vorgänger. „Der neue Elitespeicher bietet Platz, um bis zu 1,3 Millionen Saatgutposten von Zuckerrübe, Futterrübe, Raps, Zwischenfrüchten und Erbse sicher aufzubewahren”, erklärt Robert Heidhues, Head of Global R&D Business Functions. „Er beherbergt in erster Linie Material aus aktuellen und vergangenen Vermehrungen unserer Züchtungsprogramme – insofern ist er eine „Schatzkammer“ für das Wissen unserer Züchter.“
Beste Bedingungen für Saatgut
Damit das wertvolle Lagergut bestmöglich geschützt ist, herrschen in den Lagerräumen optimale klimatische Voraussetzungen. Eine Temperatur von 6 bis 8 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent sorgen dafür, dass die Keimfähigkeit des Saatguts erhalten bleibt und sich Schädlinge nicht entwickeln können. So lassen sich Proben weit über 10 Jahre sicher aufbewahren.
Doch bevor das angelieferte Material seinen Weg in eines der Hochregallager findet, muss es zunächst einen komplexen Aufbereitungsprozess durchlaufen. Dabei wird es unter anderem getrocknet, von Fremdmaterial befreit, gereinigt und nach Größe sortiert. Anders als im alten Gebäude erfolgen alle Aufbereitungsschritte zentral auf einer Ebene. Das Team des Elitespeichers – bestehend aus 50 festen Mitarbeitern und bis zu 85 Saisonkräften – kann dank der optimierten Prozesse rund 60.000 Chargen jährlich annehmen und verarbeiten. Sie stammen aus ganz Europa und reichen von kleinen Pflanzenteilen bis hin zu 25 Kilo schweren Säcken. Fordert ein Züchter eingelagertes Saatgut an, wird dieses vor der Auslieferung in einem weiteren Schritt „ausgestattet“, das heißt zum Beispiel mit einer Schutzhülle, Farbe oder Pflanzenschutz versehen.
Zeitraffer Baukamera
Vielfalt für die Pflanzenzucht
Damit eine neue Sorte die hohen Anforderungen der Landwirtschaft erfüllt, muss sie viele positive Eigenschaften in sich vereinen und einen klaren Mehrwert zu bereits existierenden Sorten liefern. Um dies zu erreichen, wählen Züchter Pflanzen mit den gesuchten Merkmalen aus und kreuzen ihre vielversprechendsten Nachkommen in einem mehrjährigen Selektionsprozess immer wieder miteinander. Kreuzung für Kreuzung entsteht so eine neue Linie, die am Ende mehrere vorteilhafte Merkmale in sich vereinen soll. Im Elitespeicher wird sowohl das Ausgangsmaterial für diese Züchtungsarbeit als auch Saatgut aus dem laufenden Züchtungsprozess aufbewahrt, um immer wieder darauf zurückgreifen zu können.
Genetische Vielfalt ist die Grundlage, um leistungsstarke und widerstandsfähige Sorten zu entwickeln“
ordnet Robert Heidhues ein. „Mit dem neuen Elitespeicher können wir deutlich mehr Saatgutproben aufbereiten und für unsere Züchter vorhalten. Damit tragen wir der gesteigerten Vielfalt an Produkten für die Landwirte Rechnung – ein wichtiger Erfolgsfaktor in unseren zunehmend diversen Märkten.“
KWS Background
Nachhaltigkeitsziele im Blick
Großen Wert hat KWS bei der Planung des Elitespeichers auf Nachhaltigkeit gelegt. So wird für die Wärmeversorgung die Abwärme einer nahegelegenen Kläranlage genutzt. Die mithilfe eines Wärmetauschers gewonnene Energie entspricht dem Bedarf von rund 100 modernen Einfamilienhäusern. Im Gegensatz zur alten Trocknungsanlage wird im neuen Speicher außerdem die warme Abluft entfeuchtet und wieder in den Trocknungsprozess eingebracht. Nachhaltigen Strom liefern Photovoltaikmodule auf dem Dach des Gebäudes. Damit steht der Elitespeicher im Einklang mit den ehrgeizigen Klimazielen von KWS: Bis 2030 will das Unternehmen seine Scope-1- und Scope-2-Emissionen um 50 Prozent und bis 2050 auf „Netto-Null“ reduzieren (zur KWS Nachhaltigkeitsinitiative 2030).