Weitblick

Forschung & Entwicklung

Der lange Weg
zur neuen Sorte.

Der Funke, der eine neue Sorte entstehen lässt, kommt nicht über Nacht: Jahr für Jahr tüfteln unsere Züchter an neuen leistungsstarken Pflanzensorten, die den Bedürfnissen und Herausforderungen der Landwirtschaft gerecht werden. Dabei haben sie immer die Zukunft im Blick. Über mehrere Jahre werden Elternpflanzen miteinander kombiniert und ihre Nachkommen sorgfältig auf gewünschte Eigenschaften geprüft und ausgewählt. Zahlreiche Methoden kommen dabei zum Einsatz – von der traditionellen Kreuzung und Selektion über Hybridzüchtung bis hin zu fortschrittlichen biotechnologischen Verfahren. Bis eine neue Sorte die Zulassung erhält, vergehen durchschnittlich zehn Jahre.

Hightech trifft Handwerk

Zeitachse der Züchtungs- und Forschungsmethoden

Seit der Gründung vor fast 170 Jahren fußt der Erfolg von KWS auf innovativen Methoden der Pflanzenzüchtung. Die pflanzenzüchterischen Methoden wurden über die Jahrzehnte kontinuierlich erweitert und verfeinert, um Landwirten zu jeder Zeit stetig verbessertes Saatgut für immer leistungsfähigere Sorten zu liefern.

Vielfalt als Basis: Züchterinnen und Züchter brauchen Zugang zu möglichst vielen genetisch unterschiedlichen Pflanzen einer Art, um nützliche Eigenschaften für neue Pflanzensorten zu finden.

1 | Vorzüchtung und Trait-Entwicklung (vorgelagert, bis zu 10 Jahre)
Die Natur hat die richtige Lösung meist schon parat, aber man muss nach ihr suchen. Deshalb werden in der Vorzüchtung Merkmale aus Wildformen oder alten Sorten identifiziert und in Hochleistungslinien eingekreuzt. Wertvolle Pflanzeneigenschaften (traits) können aber auch mithilfe von biotechnologischen Ansätzen entwickelt und direkt in hochleistendes Züchtungsmaterial eingebracht werden. Dabei müssen unsere Züchterinnen und Züchter schon heute antizipieren, welche Sorten in der Zukunft nachgefragt werden.

2 | Kreuzungen und Materialentwicklung (bis zu 3 Jahre)
Um möglichst viele Merkmale neu zu kombinieren, wird in diesem Schritt das Hochleistungsmaterial der Vorjahre sowohl untereinander als auch mit dem Material aus der Vorzüchtung gekreuzt. Auf diese Weise wird das Pflanzenmaterial an regionale Umweltbedingungen und agronomische Bedarfe angepasst. Schritt für Schritt werden Merkmale kombiniert, der Ertrag verbessert, das allgemeine Resistenzniveau angehoben oder Qualitätsmerkmale angepasst. Dieser Prozess ist sehr aufwendig und es entstehen mitunter Hunderttausende oder gar Millionen von Prüfkandidaten.

3 | Prüfung der Eigenschaften und Selektion (bis zu 4 Jahre)
Alle Prüfkandidaten müssen umfassend auf ihre Eigenschaften getestet werden. Das passiert in Feldtests an vielen unterschiedlichen Standorten weltweit und für zahlreiche Merkmale. Getestet wird aber auch im Gewächshaus und im Labor. Ziel ist es, die Sortenkandidaten auszuwählen, die die gewünschten Merkmalskombinationen aufzeigen. Neben einem guten züchterischen Auge erfordert dieser Selektionsprozess viele verschiedene Kompetenzen und modernste Technologien.

4 | Sortenprüfung und Zulassung (bis zu 3 Jahre)
Am Ende der Züchtung stehen die amtlichen Sortenprüfungen. In einem mehrjährigen Verfahren werden die verbliebenen Sortenkandidaten auf verschiedenen Standorten und Umweltbedingungen angebaut und auf ihre Eigenschaften von unabhängiger Seite geprüft. Nur Kandidaten, die sich eindeutig von anderen Sorten unterscheiden und zusätzlich einen „landeskulturellen Wert“ besitzen, also besser sind als die bereits zugelassenen Sorten, erhalten am Ende die Zulassung als neue Sorte.

5 | Saatgutvermehrung und Zertifizierung (bis zu 2 Jahre)
Jetzt übernehmen die Bereiche Produktion, Marketing und Vertrieb die vermarktungsfähige Sorte. Vorvermehrung und Anbauversuche beginnen schon während des Zulassungsverfahrens und dauern über die ganze Lebenszeit einer Sorte an. Unsere Saatgutvermehrung obliegt strengen internen Qualitätsanforderungen und wird darüber hinaus amtlich überprüft. Aus Anbauversuchen gewinnen wir wertvolle Erfahrung mit unseren eigenen Sorten, damit wir Landwirte passend beraten können. KWS erhält Kulturarten-übergreifend jedes Jahr Vertriebsgenehmigungen für einige hundert neue Sorten, die für nachhaltige Erträge sorgen.