Weitblick

Rote Vielfalt mit hohem Anspruch

Tomaten, die dem Virus trotzen.

Seit 2019 ist KWS auch im Gemüsesaatgut aktiv – ein großer Schritt mit Weitblick. Im Zentrum der Züchtung stehen neun verschiedene Kulturen, darunter die Tomate: vielseitig, anspruchsvoll und der volumenstärkste Markt im Segment. Neben Italien schlägt das Herz unserer Züchtungsarbeit besonders in Spanien. Mit der Station in Almería gestaltet KWS die Zukunft der Tomatenzüchtung mit Innovationsgeist, Netzwerkpower und Fokus auf den Schutz vor sich rasch vermehrenden Übeltätern wie dem Tomato Brown Rugose Fruit Virus (ToBRFV).

„Tomaten sind eine der wichtigsten Gemüsekulturen weltweit. Sie zeichnen sich durch große Sortenvielfalt, ein riesiges Marktvolumen und eine enorme Relevanz für die Ernährung aus“, sagt Samuele Mariani, Tomatenzüchter bei KWS, der vor allem für den italienischen und spanischen Markt zuständig ist. In kaum einer anderen Kulturart muss die Züchtung so sehr den Puls des Marktes treffen. Der Tomatensaatgutmarkt ist stark fragmentiert von Cherry Round bis San Marzano, von Exportware bis Spezialitäten für den Frischmarkt. Entsprechend vielfältig sind auch die Anforderungen an die Züchtung: Unsere Teams bei KWS Vegetables arbeiten kontinuierlich daran, eine angemessene Reife, Farbe, Form, einen guten Geschmack und möglichst lange Haltbarkeit mit einer optimalen Krankheitsresistenz zu kombinieren.

Wir haben die Chance, von Anfang an Strukturen aufzubauen, die effizient sind und unseren Kundinnen und Kunden echten Mehrwert bringen.

Daniel Puglisi | Leiter der Gemüsezüchtung in Italien

Starke ToBRFV-Resistenz für das weltweit beliebteste Gemüse

Almería bietet ideale Bedingungen für den Tomatenanbau. Dank der klimatischen Bedingungen lassen sich hier bis zu drei Züchtungszyklen pro Jahr realisieren. Das beschleunigt die Entwicklung robuster Sorten erheblich. Unterstützt wird das spanische Team von unserem internationalen Züchtungsnetzwerk, etwa vom molekularbiologischen Team in Einbeck, das mit modernsten Markertechnologien hilft, genetische Resistenzen schneller zu identifizieren und einzukreuzen.

Ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit ist der Kampf gegen das Tomato Brown Rugose Fruit Virus (ToBRFV) – ein weltweit aggressiv auftretender Erreger, der ganze Bestände bedroht und sich bereits über das Saatgut verbreiten kann. Aufgrund der Symptome werden die infizierten Früchte oft unverkäuflich. Dazu zählen braune, runzelige Stellen, Verformungen und Verfärbungen, eine ungleichmäßige Reifung sowie verringerte Größe. „Unsere Sorten erfüllen unterschiedliche Marktanforderungen, aber die Resistenz gegen Rugose ist ein absolutes Muss bei der Entwicklung neuer Sorten“, betont Daniel Puglisi, Leiter der Gemüsezüchtung in Italien, der ein internationales Team von sieben Tomatenzüchterinnen und -züchtern in Brasilien, Mexiko, Spanien, der Türkei und in Italien leitet.

Vorsicht, giftig!

Schon gewusst?

Die Tomate galt lange Zeit als Giftpflanze und wurde nur zur Zierde genutzt: Die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammende Tomate wurde noch im 16. Jahrhundert wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Nachtschattengewächsen gefürchtet. Reiche starben an dem Verzehr – heute weiß man: Es lag an ihren bleihaltigen Zinntellern. Mittlerweile ist die Tomate aus der Weltküche nicht mehr wegzudenken. Sie gilt international als das beliebteste Gemüse. Über 192 Mio. Tonnen werden jährlich geerntet und verzehrt. Das entspricht 24 kg pro Person.

Quelle: Food and Agriculture Organization der UN, 2023

Robuste Sorten. Gesündere Pflanzen. Bessere Erträge.

Mit der Produktlinie RugosePROTECT hat KWS jetzt erste eigene Tomatensorten mit Resistenz gegen den ToBRFV auf den Markt gebracht. Die Hybride wurden gezielt gezüchtet, um dem Virus standzuhalten – erste Typen wie Cherry Plum und Saladette sind bereits verfügbar. Weitere Sorten befinden sich in der Entwicklung. „Die Tomaten verfügen über eine starke Resistenz und behalten gleichzeitig ihre typischen Merkmale wie Farbe, Form und Geschmack bei“, freut sich Mariani. Die Fähigkeit, schnell und gezielt auf unterschiedliche Marktanforderungen zu reagieren, ist entscheidend und Teil des Selbstverständnisses bei KWS Vegetables.

Hinter diesem Erfolg stehen internationale Teams mit lokalen Wurzeln – wie in Spanien. „Die Arbeit in einem jungen, dynamischen Umfeld, gepaart mit dem reichen Erfahrungsschatz im lokalen Anbau, macht es möglich, dass wir Dinge neu denken und besser machen“, erklärt Puglisi. KWS Vegetables habe sich rasant entwickelt. „Wir haben die Chance, von Anfang an Strukturen aufzubauen, die effizient sind und unseren Kundinnen und Kunden echten Mehrwert bringen.“

Die Vision? Tomatenzüchtung nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger zu machen – mit neuen Geschmacksprofilen, ressourceneffizientem Anbau und einer klar definierten Resistenzstrategie für gesunde Pflanzen, höhere Erträge und weniger Pestizideinsatz. Das Ziel ist, einer der führenden Akteure der Branche zu werden. „Züchtung ist für mich die perfekte Verbindung aus Struktur und Kreativität“, fügt Mariani hinzu. „Wir schaffen etwas Neues, das bleiben soll und im besten Fall Menschen begeistert.“

Unter der Sonne Spaniens.

Unsere R&D-Station in Almería liegt mitten im Herzen des europäischen Gemüseanbaus. Auf rund 14,5 Hektar entstehen hier hochwertige Sorten für Tomate, Paprika, Melone, Gurke und Wassermelone – die sogenannten fruity crops. Neben Züchtungsgewächshäusern und Testfeldern bietet die Station auch Raum für Produktpräsentationen und einen engen Austausch mit Vertrieb und Entwicklung. Almería steht exemplarisch für den KWS Weg: modern, praxisnah, global vernetzt.

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